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wem gehört die Stadt
Neulich wurde ich Zeuge eines bemerkenswerten Vorgangs. Ein Künstler-Kollege nutzte die
vielen Bäume auf dem Burgplatz zur Präsentation seiner Bilder. An jeden Baum lehnte er
eines, um die für den Künstler so elementar wichtige Öffentlichkeit zu schaffen.
Es dauerte keine zwei Minuten da schritten die Ordnungshüter ein. Dem Künstler fehlte
angeblich jegliche Legitimation, den Platz in dieser Weise zu nutzen. Abräumen, Wegräumen
war angesagt. Ansonsten drohte die Verhängung einer Ordnungsstrafe. Dieser Vorgang ist
an sich schon beschämend für eine Stadt, die sich ihrer vermeintlichen Weltoffenheit
rühmt und sich gerne Kunststadt nennt.
Da wir ein ähnliches Projekt auf der Königs-Allee planten, bat ich den Ordnungshüter um
eine Prognose für unsere Kö-Aktion. Und ich erfuhr Erstaunliches :
- die Kö ist eine der teuersten Einkaufsmeilen der Stadt ; die Anlieger zahlen horrende Mieten
und erwarten dafür, dass das Einkaufsklima durch keine andere Aktivität beeinträchtigt wird.
Die Stadt sieht sich gegenüber den privaten Verkaufsstätten in der Pflicht, dieses ungestörte
Klima zu garantieren. Wer da einfach nur steht, das Treiben an sich vorbei ziehen lässt oder
nur quatscht, läuft Gefahr, als Störenfried tituliert und der Ordnungswidrigkeit bezichtigt
zu werden.
Was ich hier – scheinbar überspitzt – darstelle, widerfuhr uns ein paar Tage darauf am
eigenen Leibe. Während der Buchmeile starteten wir unsere Kunstaktion Literatur – NOT –
Stand „. Die Aktion bestand in der Verteilung von Dadaistischen Texten bzw. Gedichten
zum Thema Umwelt. Wir nutzten die Meile, um unsere künstlerischen Aktivitäten
vorzustellen. Das war ganz offensichtlich Anlaß genug für die Ordnungskräfte, uns des
Platzes zu verweisen und uns einem Personenfeststellungsverfahren zu unterziehen. Für
uns ein absolut unangemessenes Vorgehen.
Nun zu der entscheidenden Frage : kann eine private Verkaufsorganisation unsere Rhein-
Promenade kaufen und jegliche Lebensäußerung , die nicht dem Verwertungsgedanken folgt,
unterbinden. Und kann sie sich bei der Durchsetzung dieser Maxime auch noch der
obrigkeitlichen Instanzen sicher sein ?
Was ist das für ein Ordnungsbegriff, der angeblich im Auftrag der Bürger ausgeführt, sich
letztlich gegen den Bürger selbst richtet ?
Aggressives Flächenvermarktung zum Einen und die Androhung von Ordnungsstrafen zum
Andren sorgen für ein ganz besonders Klima. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht,
wird eine Verödung erkennen. Wie angenehm ist es stattdessen im Paris oder Amsterdam
durch die Boulevards zu flanieren. Das bunte Treiben überall ist ein Zeichen von
Weltoffenheit und Toleranz. Es ist die frische Luft des urbanen Lebens. Stadtluft macht eben
immer noch frei. Diese Luft und sei es auch nur ein Lüftchen ist in Düsseldorf nicht zu
verspüren. Die Stadt sieht sich in der Pflicht, die Nutzung öffentlichen Verkehrsraums
zugunsten privater, wirtschaftlicher Interessen einzuschränken. Sie ist mitverantwortlich an
der Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Überall spürt man den eisernen Besen. Urbanität
findet bei uns im Saal statt, in exklusiven Räumlichkeiten hinter verschlossenen Türen .
Auffällig sind auch die z.T. unanständigen Eintrittsgelder. Viele sind ausgeschlossen und
sehen keinen Grund für ein Wir-Gefühl in dieser Stadt.
Was bleibt ist Verödung. Grau ist die favorisierte Leitfarbe. Grau wie der Beton in manchen
Amts-Köpfen.
Ist das wirklich die Ordnung, die wir wollen ? Wenn nein, warum melden wir uns nicht ?
Wir sind die Stadt !